Intra Muros
Michalik, Alexis
Michalik, Alexis
Schauspiel
Deutsch von Kim Langner
2 D, 4 H, 1 Dek.
Ein H ist Musiker, kann auch D sein.
„Was ist eigentlich diese Gesellschaft? Ich kenne sie nicht, aber sollte ich ihr je begegnen, ich schwör‘, dann polier ich der die Fresse! High Kick, Middle Kick, Kopfstoß! Ich will alles, für mich, jetzt! Sofort!“
Ein Underdog, der da spricht? Jemand, der gegen die Gesellschaft per se rebelliert? Einer, der dagegen angehen muss, weil er zu oft von ihr malträtiert wurde?
Diese Worte lässt Ange – ein heranwachsender Mann – fallen, der im Gerichtssaal die Wahrheit darüber, wie sich der Mord an einem Polizisten zugetragen hat, verschweigen wird, da er nicht gegen den Kodex seines Clans verstoßen darf. Erst als Julia, die Frau, die er liebt und die ihn im Hochsicherheitstrakt eines französischen Gefängnisses jahrelang besuchte, nicht mehr auftaucht, verpfeift Ange die Clique: Er muss Julia finden, irgendetwas muss ihr zugestoßen sein.
Auf freiem Fuß, beginnt er sofort mit der Suche nach ihr. Ange befragt Gott und die Welt. Er stiehlt einen Brief aus dem Briefkasten einer mit Julia befreundeten Frau, und findet sie. Wieder begeht Ange angeblich zwei Morde. Er schweigt erneut und wandert zurück in seine Zelle.
Die Wahrheit über seine Tat kommt spielerisch daher, denn sie ergibt sich Jahre später während eines Theaterworkshops, an dem Ange wie Alice, die Tochter des Opfers, teilnehmen. Eingefädelt hat die Begegnung Alice, denn der Häftling ist ihr Vater, von dem sie jahrelang nichts wusste und der seinerseits keine Ahnung davon hat, dass die Theatertherapeutin seine Tochter ist.
Das Spiel löst ihrer beider Unvermögen, sich auszudrücken. Es stößt Türen in die Vergangenheit auf, in denen die Beteiligten wie die Toten dorthin zurückgleiten können, wo sie einst waren. Das Theaterspiel schafft Raum für das Jetzt – Platz für die Wahrheit.