Die Katze
Lyon, Christian
Simenon, Georges
Stintzy, Blandine
Simenon, Georges / Lyon, Christian / Stintzy, Blandine
Deutsch von Silvia Berutti-Ronelt
1 D, 1 H, 1 Dek.
„Die Leute stellen sich so schnell etwas Böses vor, wo es nichts Böses gibt,“ urteilt Marguerite, zweite Ehefrau von Emile. Spricht sie von sich selbst?
Fauchend wie zahm, an- wie abwesend, dirigiert sie Emile durch das dröge Eheleben. Ihr Besitz macht sie stark, verleiht ihr die Macht, jeden seiner Schritte zu kontrollieren. Emile widersetzt sich dem strengen Dirigat von Marguerite kaum. Er toleriert ihre Härte, ihre bigotte Haltung, da sie es ist, die ihm ein Dach über dem Kopf bietet – Marguerite ist schlau, Emile nicht minder.
Als Marguerite jedoch Emile’s Katze vergiftet, die dieser über alles liebt, gibt es nichts mehr, was sein inneres Leiden zu lindern vermag. Nichts, womit die Eheleute die von ihnen aufgestellten Regeln durchbrechen könnten. Ein unsichtbarer Geist, dem beide wie einem Richter ihr Leid klagen, ist ihr allerletzter Rettungsanker.
Georges Simenon verknüpft mit seinem glasklaren Blick auf Schicksale ihrer beider Leben fragmentarisch miteinander und mauert so das Gefängnis, in dem das Ehepaar gefangen ist und letztlich zugrunde geht.
Die Bühnenfassung stammt aus der Feder von Christian Lyon und Blandine Stintzy, die deutsche Übersetzung von Silvia Berutti-Ronelt.
UA: 15.September 2015, Théâtre de la Tête d’Or, Lyon – Inszenierung von Didier Long mit Myriam Boyer und Jean Benguigui.