Am Anfang und am Ende aller Zeiten – Hörspielfassung
Arie, Pavlo
Hörspielfassung (60 min)
In den 80ern sangen die Bands im Westen von verstrahlten Pilzen, nicht nur in Tschernobyl. Oma Prisja dagegen weiß, welche Pilze wirklich gut sind. Denn nur mit ihren narrischen Schwammerln erträgt sie ihre gescheiterte Tochter und ihren 20 jährigen Enkel, der ohnehin nicht ganz normal ist, da in der Sperrzone, in Tschernobyl. Da kriegt sie der Dorfpolizist, der einzige, der ab und zu nochmal nach der kruden Familie schauen kommt, auch nicht weg. Nicht nur das Radio spricht zu ihr, oder die Fische, die sie fängt. Auch andere Visionen und archaische Urgestalten raten ihr, was zu tun ist, wenn zum Beispiel wieder Städter in die Sperrzone kommen, und auf alles schiessen, was sich bewegt. Auch auf ihren Enkel, der doch nur die U-Bahn nach Kiew nehmen will, die Station ist doch da, hier, direkt unter dem großen Betonsarkophag.
Als hätten sich Thomas Bernhard, Anton Tschechow und Quentin Tarantino zusammen in Schreibklausur begeben. Ein atemberaubendes Werk des Ukrainers Pavlo Arie. Mit unfassbar subtilem Humor, der einem dann auch noch im Halse stecken bleibt.
„Schicht für Schicht wird die ukrainische Geschichte freigelegt, Großmutter Prisja zu einer Mischung aus Urmutter und Seherin. Dem Holodomor, den Hungersnöten der Stalin-Ära, ist sie entkommen, die Deutschen hat sie als Partisanin bekämpft, die Sowjets bis zum Ende ausgehalten. (…) Aus dem Gelächter der ersten Minuten wird – keine Übertreibung – Weinen im Publikum. Aus Witz wird Wahn, aus Traum Alptraum, aus Realität ein nahezu psychedelisches Theater-Erlebnis.“ So urteilt nachtkritik.de über die DSE am Theater Magdeburg.
Bald jährt sich die Katrastrophe zum 40. Mal, die Strahlung und die Probleme der Menschen bleiben.