Heute wurde ich gebeten, als Odessitin ein paar Worte zur derzeitigen Situation der Künstler in der Ukraine zu schreiben.
Aufgrund des Kriegsrechts wurden die Theater in der Ukraine geschlossen. Das Theater in Mariupol wurde trotz der Kennzeichnung „ДЕТИ“ („Kinder“ als Symbol für schutzsuchende Zivilisten – viele deutsche Theater zeichnen mittlerweile ihren Eingang als Zeichen der Solidarität damit) mit Bomben beschossen. Doch es gibt auch positive Nachrichten der Hoffnung und des Zusammenhalts.
In Odessa wandte sich beispielsweise die Leitung der berühmten Musical Comedy zusammen mit den Mitarbeitern der Kostümabteilung an Hilfsorganisationen der Stadt: „Wie können wir helfen?“ Künstler knüpfen zusammen mit den Mitarbeitern der Verwaltung Tarnnetze für die Soldaten der Territorialverteidigung der Stadt. Requisiteure und Maskenbildner bestücken diese Netze mit Blumen und grünen Bändern. Näherinnen des Theaters stellen gelbe Armbinden her. Balletttänzer füllen Hand in Hand mit ihren Choreografen Sandsäcke an den Stränden Odessas zum Schutz der Nationaloper und anderer Denkmäler und strategischer Punkte. In Kiew singen Solisten in U-Bahnstationen, die jetzt als Luftschutzbunker für die Anwohner dienen, um Trost zu spenden. Die Menschen hören nicht auf, auf das Ende dieses Alptraums zu hoffen und zu warten.
Die Situation ist kritisch und niemand kann die Zukunft vorhersagen. Doch alle Kulturschaffenden träumen davon, auf die Bühne ihres Theater zurückzukehren und ihr früheres Leben wieder aufzunehmen.
„Je ungünstiger die Situation ist, in der wir unsere Hoffnung bewahren, desto tiefer ist diese Hoffnung. Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht. Sondern Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“ – mit diesem Zitat von Václav Havel möchte ich alle, die dies lesen, dazu aufrufen, zu spenden, zu helfen und ihre Solidarität zu zeigen, wo sie nur können.
Ekaterina Bezghina