Dedalus Lounge
Duggan, Gary
Der Titel bezieht sich direkt auf eine der Hauptfiguren von James Joyce, Stephen Dedalus, der sowohl in „Ein Porträt des Künstlers als junger Mann“ als auch in „Ulysses“ auftaucht. Doch Garry Duggans urbanes, rasantes Stück um Sex, Tod und Melancholie spielt im modernen Irland und die Dedalus Lounge ist eine in die Jahre gekommene Bar in Dublin.
Die Geschichte handelt von der Freundschaft der drei Protagonisten Danny, Daragh und Delphine. Dreh- und Angelpunkt dieser Freundschaft ist Delphine, die, einsam und ständig auf der Suche nach Intimität, gerade ihre jüngste Affaire mit einem verheirateten Regierungsbeamten ausbalanciert. Wichtiger Teil ihres Lebens ist ihre todkranke Großmutter, um die sie sich hingebungsvoll kümmert. Danny dagegen hat sich gerade von seiner Freundin getrennt, nachdem sie ihn mehrfach betrogen hat. Er tagträumt nun von seinem Idol Freddie Mercury und der Gründung einer Queen-Tribute-Band. (Mehrere Traumsequenzen mit Queen-Songs und Danny als Freddie Mercury ziehen sich musikalisch als roter Faden durch das Stück.) Und Daragh, der auf Kriegsfuß mit der modernen Wegwerfgesellschaft steht, verdient seinen Lebensunterhalt mit Ladendiebstählen und erstickt seine Probleme in Prügeleien und sexuellen Abenteuern.
Daragh, Danny und Delphine treffen sich zwischen Mitte Dezember und Neujahr mehrere Male in der Daedalus Lounge, und die düstere Stimmung der (Vor-)Weihnachtszeit treibt die unruhigen Protagonisten zu drastischen Entscheidungen, die ihre langjährige Freundschaft auf eine harte Probe stellen.
„Dedalus Lounge“ von Gary Duggan ist schwer zu kategorisieren. Die Stärke des Stücks liegt in seinen dramatischen Elementen, den aufwühlenden Monologen, den packenden Musiknummern und dem unverwechselbaren irischen Humor. Nicht zuletzt überzeugt die Chemie zwischen den drei Protagonisten, die zwar voller Fehler stecken, aber dennoch Sympathieträger sind, mit denen man sich identifizieren kann.