Paris im Feierfieber, Molière hat 400. Geburtstag! Geboren am 15. Januar 1622, mitten in Paris, im Viertel der Markthallen. Das ganze Jahr steht im Zeichen von Festen und Feiern zu diesem Anlass. Konzerte, Theateraufführungen, Bücher und Symposien, alles was ihn betrifft und auch sein Umfeld, wie Lully, Corneille und seine Schauspielertruppe. Seine größte Leistung war wohl, dass er „die französische Komödie“ entwickelt hat, raus aus der Comedia dell’Arte, mit ihren denn doch sehr groben Späßen, hin zu boshaftem Humor und bissiger Gesellschaftskritik. Immer auf der haarscharfen Grenze zum Beleidigenden, die ihn und seine Truppe bei einem Ausrutscher in Ungnade hätte stürzen können. „Tartuffe“ wurde beispielsweise bereits nach drei Aufführungen auf Betreiben der Kleriker untersagt. Ludwig XIV. hatte sich noch höchst königlich amüsiert, aber die Kirche hat den Monarchen so unter Druck gesetzt, dass die Vorstellungen verboten werden mussten. Erst fünf Jahre später durfte „Tartuffe“ wieder auf die Bühne, stark gekürzt und mit empfindlichen Strichen.
Ein Emanzipationsvorreiter war Molière als Leiter seiner Truppe auch insofern, als er seinen Schauspielern und Schauspielerinnen gleich hohe Gagen zahlte, wie aus den noch erhaltenen Abrechnungsbüchern abzulesen ist.
Während eines weiteren Highlights seiner Stücke, dem Eingebildeten Kranken, ereilte Molière auf der Bühne ein Blutsturz. Er hielt durch bis zum Schluss der Vorstellung und starb dann zuhause in seinem Bett. Ein bisschen makaber ist vielleicht die Tatsache, dass heute an seinem Todestag im Februar im letzten Akt der Schauspieler des Orgon auf eben jenem Stuhl sitzt, auf dem Molière gesessen und seinen finalen Blutsturz erlitten hat.
Der Stuhl gilt heute als die „Reliquie“, die auch nur an seinem Todestag auf die Bühne der Comédie Française kommt, während sie sonst hinter Glas im Foyer zu besichtigen ist.