My Dad’s a C*nt (AT)
Warden, Anoushka
Eine junge Frau wartet nervös vor einem Café, in dem ihr Vater sitzt. Was sie ihm zu sagen hat, ist schwerwiegend. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum sie ihn einen Scheißkerl nennt.
Nach „My Mum’s a Twat“ beschreibt Anouschka Warden in ihrem zweiten Stück das Leben eines Teenagers, die bei ihrem Vater, einem Kampfpiloten der Royal Airforce, aufwächst.
Das Regime, das der Vater führt, ist nicht nur kulinarisch sehr rigide. Mit militärischer Strenge regiert er die Familie. Als die nächtlichen Besuche seiner kleinen Tochter beim heißesten Typen der Schule auffliegen und ihm dann auch noch ihr Tagebuch in die Hände fällt, sendet er sie kurzerhand in ein Militärcamp. Dort muss sie, ob sie will oder nicht, innerhalb einer Woche alleine einen Segelflieger steuern, „gleichzeitig das Schlimmste und das Beste, was ich je erlebt habe.“
Die Achterbahn der Gefühle ihrem Vater gegenüber ist so berührend wie haarsträubend, die Anekdoten sind unfassbar wie auch amüsant. Omnipräsent bleibt der Vater während ihrer Ausführungen im Café auf sie wartend sitzen. Nach der ersten gemeinsamen Szene schwebt bedrohlich ein Damoklesschwert über ihm, über dem Stück. Und der Kreis schließt sich. Das Ende ist nicht unerwartet, aber die Wendung überraschend mutig und stark.
„My Dad’s a C*nt“ gewann den Plattform Presents’ Playwriting Prize 2020 in London und bietet einen gleichsam mitreißenden wie unterhaltsamen Einblick in das Denken und Erleben eines Teenagers, der trotz des ernsten Themas nie dem Pathos verfällt.