Makellos
Duggan, Gary
Gary Duggans „Makellos“ ist ein atemraubender Vorstadt-Thriller. Jen heißt eigentlich Jennifer, ist 17, Single, und steht kurz vor ihren Abschlussprüfungen. Gen heißt eigentlich Genevieve, ist 43, Gerichtsschreiberin und verheiratet. Die beiden Protagonistinnen haben nicht viel gemeinsam, und genau diese Diversität definiert ihren Charakter am stärksten. Doch obwohl das Stück für zwei Darstellerinnen geschrieben ist, schlüpfen beide abwechselnd in einen dritten Charakter – Dean.
Dean ist Anfang zwanzig und lernt Jen auf einer Party kennen. Ein paar Wochen später rettet er Gen vor einem Taschenraub. Beide Protagonistinnen verlieben sich in ihn. Beide beginnen eine Beziehung mit ihm. Beide werden von ihm schwanger.
Während Gen die Realität verdrängt und mit ihrem Mann Alan im Babyglück schwelgt, stellt sich Jen ihrer Realität und treibt ab. Beide brechen mit Dean, der mit der plötzlichen unerwiderten Liebe nicht umgehen kann. Er erpresst Gen, während er weiter hartnäckig um Jen wirbt.
Obwohl Dean auf der Bühne nicht zu sehen ist, wird er durch die Darstellung der beiden Frauen mehr als real. Fast übermächtig ist er präsent.
Der Showdown hält einige heftige Überraschungen parat und Gary Duggan gelingt es, in raffinierter, irischer Erzählweise den Zuschauer zu fesseln. Er beweist mit dem Stück, warum er einer der gefragtesten Autoren der irischen Gegenwartsliteratur ist.
Das Stück ist zwar vom Well-Made-Play so weit weg, wie Irland von Paris, aber „Makellos“ ist so well made geschrieben, dass man 90 Minuten lang den Atem anhält und den Text nicht aus der Hand legen will. Und immer, wenn man gerade meint zu wissen, wie der Hase läuft, kommt es doch nochmal eine ganze Ecke anders.